Donnerstag, 21. Juni 2012

Mithilfe beim Familienurlaub in den Bergen

In der Alpenschule das Landleben kennenlernen, nachhaltigen Urlaub auf Umweltbaustellen und bei Bergwaldprojekten verbringen oder einmal Bergbauer sein: in Tirol verbringen Kinder und Jugendliche mehr als nur einen Urlaub - sie lernen fürs Leben.
„Wir wollen unseren jungen Besuchern das Leben am alpinen Bauernhof erklären“, schildert Birgit Kluibenschädl von der Alpenschule in Westendorf. „Aber nicht mit trockenem Unterricht, sondern durch ein buntes Programm, das den ländlichen Raum mit all seinen Facetten erlebbar macht.“
In den Vormittagswerkstätten dreht sich dabei alles um die Bereiche „Essen“, „Pflanzen“, „Tiere“ und „Leben“. Die Teilnehmer – das Programm richtet sich an Schulklassen zwischen acht und zwölf Jahren – besichtigen einen der Partnerhöfe der Alpenschule, erhalten Einblick in die Aufgaben und Abläufe und können an der einen oder anderen Stelle auch mithelfen. Wie aus Milch Käse entsteht, wird anschaulich erklärt, die tierischen Bewohner von Tirols Berghöfen werden vorgestellt. Ein Ausflug beschäftigt sich mit der Vielfalt der Wiesenblumen und -kräuter, ein anderer entführt in die Welt der Steine und Mineralien.
„Besonders Kinder aus den Ballungsräumen haben wenig Vorstellung vom Landleben. In der Alpenschule, mitten in den Kitzbüheler Alpen, können sie sehen, fühlen, schmecken, erleben. Sie können mit ihren Sinnen lernen, mit ihren Händen, sind aktiv eingebunden ins Geschehen.“
Eine neue Freundschaft entsteht – zur Natur, zum bäuerlichen Leben, zu den Kreisläufen des Alltags in Tirols Bergen. Eine Verbindung mit nachhaltigem Wert.

Aktivprogramm der anderen Art
Ob man es noch Urlaub nennen mag oder doch lieber einen Aktivaufenthalt, ist Geschmackssache. Die Teilnehmer der Umweltbaustellen und Bergwaldprojekte des Alpenvereins wissen jedenfalls, was sie tun: Sie investieren ihre freie Zeit, weil sie es etwas Sinnvolles vollbringen wollen. Tage mit Mehrwert, Tage mit nachhaltigem Effekt, an die man später mit Befriedigung und auch mit Stolz zurückdenkt.
Die Umweltbaustellen laden junge Leute zwischen 16 und 30 Jahren ein, sich in der Erhaltung bzw. Erneuerung besonderer Plätze im Alpenraum zu engagieren. Zum Beispiel auf der Baumgartalm im Tiroler Lechtal. Hier versperrt ein Grauerlenwald den Hochlandrindern den Zugang zu einer besonders schmackhaften Weidefläche. Gemeinsam im Team und mit fachmenschlicher Unterstützung wird ein neuer Weg freigeschnitten bzw. der anfallende Strauchabfall abtransportiert. Am freien Tag unternimmt man zudem einen Ausflug in der Region – im Fall der Baumgartalm ist das ein Besuch im Bergheumuseum, Kaiserschmarrn inklusive.
Bis auf die Anreise sind die Alpenvereinsprojekte für die fleißigen ehrenamtlichen Helfer kostenlos, zudem ist man unfall- und haftpflichtversichert.

Diese Bedingungen gelten auch für die Bergwaldprojekte. Hier kümmern sich Freiwillige ab 18 Jahren um die Vitalität der wichtigen Schutzbaumgruppen, um die Qualität der Almböden und die Behebung von wetterbedingten Schäden. So ist geplant, in den Lärchenwald bei Spiss im Tiroler Oberland neue Lärchen und Zirben „unterzusetzen“ und auf der Farnkaseralm in der Wildschönau wird die Almweide gemeinsam mit den Bauern von ungenießbaren Kräutern und Sträuchern gereinigt. Untergebracht ist man hier in einer einfachen Almhütte auf 1.530 Metern Höhe, für die Verpflegung sorgen die bäuerlichen Nachbarn.
Die Umweltbaustellen und Bergwaldprojekte – das ist kein passiver Urlaub, sondern ein aktiver Einsatz für die alpine Kulturlandschaft. Gerade das Richtige für Idealisten auf der Suche nach nachhaltiger Wirkung ihres Tuns.

Bergbauer für kurze Zeit
Für mindestens zwei Wochen wird man beim Projekt „Freiwillig am Bauernhof“ Teil des Lebens der Tiroler Bergbauern. Hier lernt man Landwirtschaft in ihrer ursprünglichsten Form kennen, ist direkt eingebunden in die Abläufe am Hof. Gerade in den Arbeitsspitzen im Sommer ist man dort froh um ein zusätzliches Paar geschickter Hände. Mitgeholfen wird, wo aktuell Bedarf ist, auf dem Feld, im Garten, bei der Stallarbeit oder im Haushalt. Bei der Vermittlung zwischen Freiwilligem und Einsatzort wird dabei versucht, auf die individuellen Neigungen Rücksicht zu nehmen.
Die Bergbauernfamilien freuen sich über tatkräftige Unterstützer. Diese erhalten im Gegenzug – neben Unterkunft und Verpflegung – einen Einblick in diesen elementaren Teil Tirols. Und haben bei der Heimreise schöne Erinnerungen mit im Gepäck und zudem zu Recht das Gefühl, einen sinnvollen Beitrag geleistet zu haben – im Leben der Gastgeber wie im eigenen.

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